Vor langer Zeit, in einer Zeit, in der die Welt von einer unbezähmbaren Wildnis beherrscht wurde, segelten die Wikinger auf ihren Drachenbooten gen Norden, getrieben von Abenteuerlust und Entdeckersehnsucht. Die Männer von Jarl Eirik Frostbart waren berühmt dafür, unerschrockene Krieger und geschickte Navigatoren zu sein. Doch dieses Mal führte ihr Kurs sie in unbekannte, eisige Gewässer, weit über das Land des ewigen Eises hinaus.

Nach Wochen des Kampfes gegen eisige Winde und grimmige See entdeckten sie eine Küste, die mit schimmernden Eisklippen und Schnee bedeckt war. Dort, wo die Sonne dem Horizont kaum entkommen konnte, lagen die glitzernden Siedlungen des Volkes der Inuits, die in harmonischer Einfachheit in ihren Iglus lebten.

Die Ankunft der Wikinger sorgte für Aufregung. Die Inuits, zunächst argwöhnisch, beobachteten die riesigen, bärtigen Männer an Bord der Drachenboote. Doch es war nicht Angst, die sie verspürten, sondern Neugier. Jarl Eirik entschied, dass es weiser sei, freundlich auf diese fremden Menschen zuzugehen. In einem Taubenschlag aus Gesten, Lachen und seltsamen Lauten begann die erste Verständigung zwischen den Nordmännern und den Inuits.

Insgeheim trugen die Wikinger jedoch ein besonderes Geschenk bei sich, das bald mysteriöse Wege in die Iglus fand: Rum. Dieser bernsteinfarbene Tropfen, ein Überbleibsel von einem Handel, wurde schnell zu einem verborgenen Schatz für die Inuit-Männer. Eines langen Abends, fernab der kühlen Blicke der Inuit-Frauen, sammelten sich die Männer der Siedlung und einige Wikingerkameraden in einem großen Iglu, das sie „das Haus der stillen Freude“ nannten. Dort, verborgen vor den frostigen Winden und den prüfenden Blicken ihrer Frauen, genossen sie die Wärme des flüssigen Feuers.

Die Inuit-Männer lauschten gespannt, als die Wikinger Geschichten über ihre Reisen erzählten, über Drachenboote, Schlachten und gefrorene Höhlen voller Geheimnisse. Im Gegenzug zeigten die Inuit ihren Gästen, wie man Robben jagt, Schlitten baut und in der eisigen Landschaft überlebt. Ihre heimlichen Rum-Gelage wurden zum Bindeglied zwischen den Kulturen. Lachtenden Männer schworen sich ewige Freundschaft, während ihr leises Gekicher unter dem mit Schnee bedeckten Dach verklang.

Doch diese Freundschaft wurde von einem kleinen, schicksalhaften Augenblick überrascht. Eines Nachts, ohne es zu bemerken, ließ einer der Wikinger eine Rumflasche unbeobachtet in einem Iglu zurück. Die Inuit-Frauen, neugierig und misstrauisch, was die Männer so oft zusammen brachte, entdeckten schließlich den Ursprung der „heimlichen Treffen“. Es gab ein großes Palaver, bei dem sowohl Wikinger als auch Inuit-Männer mit verlegenem Erröten vor ihren Ehefrauen standen.

Letztlich aber war es die gemeinsame Zeit, das Lachen und die gegenseitige Unterstützung, die alle weiter zusammenschweißte. Die Frauen, beeindruckt von der Freundschaft, drückten ein Auge zu – und so wurde der Rum fortan nicht nur in verborgenen Iglus, sondern auch bei festlichen Zusammenkünften genossen.

 

Als die Wikinger weiterzogen, zurück in ihre Heimat, hinterließen sie nicht nur Geschichten über Abenteuer, sondern auch das Lächeln einer neuen Freundschaft, die im gefrorenen Norden begann – und wo Rum und Respekt das Eis brachen.