Was macht die Familie der Malvengewächse aus? Eigenschaften, Standorte und wichtige Vertreter in Deutschland.

Die Familie der Malvengewächse (Malvaceae) ist eine artenreiche Pflanzenfamilie, die weltweit verbreitet ist. Sie umfasst etwa 244 Gattungen mit über 4.200 Arten. In Deutschland sind einige Vertreter dieser Familie heimisch oder kultiviert. Hier sind die wichtigsten Merkmale, bevorzugte Standorte und bekannte Vertreter.

 

Eigenschaften der Malvengewächse

Die Familie der Malvengewächse (Malvaceae) zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Wuchsformen aus, die von krautigen Pflanzen über Sträucher bis hin zu Bäumen reicht. Die Blätter dieser Pflanzen sind meist wechselständig angeordnet, einfach oder handförmig gelappt und häufig mit einem gezähnten Rand versehen. Typisch für die Familie sind auch die Nebenblätter. Die Blüten der Malvengewächse sind meist auffällig, radiärsymmetrisch und zwittrig. Sie bestehen aus fünf Kelchblättern und fünf Kronblättern, die in der Regel frei stehen. Ein charakteristisches Merkmal ist die sogenannte Staubblattröhre, bei der die Staubblätter miteinander verwachsen sind. Die Früchte der Malvengewächse sind vielfältig und treten als Kapseln, Spaltfrüchte oder Nüsschen auf. Viele Arten enthalten Schleimstoffe, die medizinisch genutzt werden können, und einige liefern Fasern, die für die Textilherstellung, wie bei der Baumwolle, von Bedeutung sind. Die Bestäubung erfolgt meist durch Insekten wie Bienen oder Schmetterlinge, da die Blüten oft nektarreich sind.

 

Standorte der Malvengewächse

Malvengewächse bevorzugen sonnige, warme Standorte und gedeihen besonders gut auf durchlässigen, nährstoffreichen Böden. Viele Arten sind trockenheitsresistent und kommen auch mit sandigen oder steinigen Böden zurecht. Einige Vertreter der Familie sind jedoch anpassungsfähig und wachsen auch in gemäßigten Klimazonen, beispielsweise auf Wiesen, an Wegrändern oder in Gärten. Tropische Arten der Malvengewächse benötigen hingegen feucht-warme Bedingungen, während heimische Arten wie die Wilde Malve oder die Moschus-Malve auch in weniger optimalen Umgebungen gedeihen können.

 

Hauptvertreter der Malvengewächse in Deutschland

In Deutschland sind vor allem die Linden (Gattung Tilia) als Vertreter der Malvengewächse bekannt. Diese Bäume spielen sowohl ökologisch als auch kulturell eine bedeutende Rolle. Die Linden sind sommergrüne Laubbäume, die in Parks, Alleen und Wäldern häufig anzutreffen sind. Sie zeichnen sich durch ihre herzförmigen Blätter, duftenden Blüten und ihre stattliche Wuchsform aus. Zwei Arten sind in Deutschland besonders verbreitet: Sommerlinde und Winterlinde. Hinzu kommt ihr natürlicher Hybrid der Holländische Linde genannt wird.

  • Sommer-Linde (Tilia platyphyllos): Die Sommer-Linde ist ein großer Baum, der bis zu 40 Meter hoch werden kann. Sie bevorzugt nährstoffreiche, tiefgründige Böden und wächst häufig in Mischwäldern oder als Solitärbaum in Parks. Ihre Blüten erscheinen im Juni und sind eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen. Die Sommer-Linde ist zudem ein Symbolbaum in der deutschen Kultur und wird oft in Dorfzentren oder an besonderen Orten gepflanzt. Die Blattunterseite der Sommerlinde ist hellgrün, die Adern unterseits sind komplett weißlich oder gelblich behaart. Die reifen Nüsschen der Sommerlinde sind beim Zerdrücken hart. Sie gilt als langlebig und kann mehrere hundert Jahre alt werden.
  • Winter-Linde (Tilia cordata): Die Winter-Linde ist etwas kleiner als die Sommer-Linde und erreicht Höhen von bis zu 30 Metern. Sie ist anpassungsfähiger und gedeiht auch auf ärmeren Böden. Ihre Blütezeit liegt etwas später, meist im Juli. Auch die Winter-Linde ist eine wertvolle Bienenweide und wird häufig in Alleen ("Stadtbaum") oder als Zierbaum verwendet. Sie gilt als langlebig und kann mehrere hundert Jahre alt werden. Die Laubblätter der Winterlinde sind im Durchschnitt kleiner als bei der Sommerlinde. Die Blattunterseite der Winterlinde ist blaugrün, mit rostroten Haarbüscheln an den Aderverzweigungen. Die reifen Nüsschen der Winterlinde sind beim Zerdrücken weich. Bei jungen Bäumen ist die Rinde auffällig glatt und grau, später wird sie mehr braungrau und gliedert sich in verschiedene flache, längs verlaufende Furchen und Leisten.
  • Holländische Linde (Tilia × europaea): Die Holländische Linde ist eine natürliche Hybride aus der Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) und der Winter-Linde (Tilia cordata). Sie vereint die Eigenschaften beider Elternarten und ist besonders robust und anpassungsfähig. Die Holländische Linde wird häufig in Städten, Parks und Alleen gepflanzt, da sie stadtklimafest ist und auch mit Luftverschmutzung und verdichteten Böden gut zurechtkommt. Sie kann bis zu 35 Meter hoch werden und bildet eine dichte, ausladende Krone, die viel Schatten spendet. Ihre Blüten sind ebenfalls eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten. Aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit und ihres schnellen Wachstums ist die Holländische Linde eine beliebte Wahl für städtische Begrünungsprojekte. Sie gilt als langlebig und kann mehrere hundert Jahre alt werden. Die Blattunterseite der Holländischen Linde ist blassgrün.
  • Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera): Der Tulpenbaum stammt ursprünglich aus Nordamerika. Obwohl er in Mitteleuropa nicht heimisch ist, wird er aufgrund seiner auffälligen tulpenförmigen Blüten und seiner eleganten Wuchsform in Parks und Gärten angepflanzt.
  • Silber-Linde (Tilia tomentosa): Die Silber-Linde ist ein beeindruckender Baum, der ursprünglich aus Südosteuropa und Kleinasien stammt, aber auch in Deutschland häufig als Zier- und Alleebaum gepflanzt wird. Sie kann bis zu 30 Meter hoch werden und zeichnet sich durch ihre silbrig-weißen Blattunterseiten aus, die bei Wind ein auffälliges Farbspiel erzeugen. Die Blätter sind herzförmig und auf der Unterseite dicht behaart, was der Art ihren Namen gibt. Die Silber-Linde blüht im Juli und ist eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen, obwohl ihr Nektar für einige Insektenarten, wie Hummeln, schwer verdaulich sein kann. Sie bevorzugt sonnige Standorte und ist besonders trockenheitsresistent, was sie zu einer idealen Wahl für städtische Begrünung macht. Aufgrund ihrer Robustheit wird sie häufig in Parks, Alleen und an Straßenrändern gepflanzt.
  • Krim-Linde (Tilia × euchlora): Die Krim-Linde ist eine Hybride, die vermutlich aus einer Kreuzung zwischen der Kaukasischen Linde (Tilia dasystyla) und der Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) hervorgegangen ist. Sie stammt ursprünglich aus der Region der Krim und wird in Deutschland vor allem als Zierbaum in Parks und Gärten kultiviert. Die Krim-Linde ist ein mittelgroßer Baum, der bis zu 20 Meter hoch werden kann. Sie zeichnet sich durch ihre glänzenden, dunkelgrünen Blätter aus, die eine leicht hängende Wuchsform der Zweige betonen. Ihre Blüten erscheinen im Juni und sind reich an Nektar, was sie zu einer wertvollen Bienenweide macht. Die Krim-Linde ist besonders widerstandsfähig gegenüber Trockenheit, Hitze und städtischen Umweltbedingungen, weshalb sie häufig in urbanen Gebieten gepflanzt wird. Ihre elegante Erscheinung und ihre Robustheit machen sie zu einer beliebten Wahl für repräsentative Standorte.
  • Durianbaum / Zibetbaum (Durio zibethinus): Der Durianbaum, auch Zibetbaum genannt, ist ein exotischer Vertreter der Malvengewächse, der in den tropischen Regionen Südostasiens beheimatet ist. Er gehört nicht zur Gattung der Linden, sondern zu einer anderen Unterfamilie der Malvengewächse. Der Durianbaum kann bis zu 50 Meter hoch werden und trägt die berühmten Durianfrüchte, die oft als „König der Früchte“ bezeichnet werden. Die Früchte sind groß, stachelig und bekannt für ihren intensiven Geruch, der von vielen als unangenehm empfunden wird, während der Geschmack von Liebhabern geschätzt wird. Der Baum bevorzugt feucht-warme Klimazonen und wächst in tropischen Regenwäldern oder auf Plantagen. Seine Blüten werden von Fledermäusen bestäubt, was ihn zu einem interessanten Beispiel für die Anpassung an tropische Ökosysteme macht. Der Durianbaum hat eine große wirtschaftliche Bedeutung in Ländern wie Thailand, Malaysia und Indonesien, wo die Früchte sowohl lokal konsumiert als auch exportiert werden. In Deutschland und allgemein in Mitteleuropa hat er es schwer da er unter anderem nicht sonderlich winterhart ist. Ab und an wird er in großen Gewächshäusern mit geeignetem Bewässerungssystem und Mindestdurchschnittstemperaturen von etwa 22°C angepflanzt.

Die Linden sind die prominentesten Baumvertreter der Malvengewächse in Deutschland. Neben der Sommer-Linde und der Winter-Linde ist die Holländische Linde eine wichtige Art, die vor allem in urbanen Gebieten geschätzt wird. Alle drei Arten bieten mit ihren duftenden Blüten eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen und prägen das Landschaftsbild. Sie sind nicht nur ökologisch bedeutsam, sondern auch kulturell tief verwurzelt, da sie seit Jahrhunderten als Symbolbäume für Gemeinschaft und Liebe gelten.

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