Die Libanonzeder (Cedrus libani) - eine Alternative für den Zukunftswald

Cedrus libani - im deutschsprachigen Raum als Libanonzeder bekannt - wird als interessante Baumart in Zeiten des Klimawandels angesehen und könnte im Zukunftswald Eingang finden. Sie ist ein immergrüner Nadelbaum aus der Familie der Kieferngewächse, der Wuchshöhen von 30 bis 50 m, einen Brusthöhendurchmesser von bis zu 2 m erreichen und mehr als 1.000 Jahre alt werden kann. Besonders im Süden Deutschlands, also in Bayern und Baden-Württemberg, gibt es derzeit diverse Praxisanbauversuche. Hierbei soll unter anderem das für Mitteleuropa am besten geeignete Saatgut beziehungsweise die am besten geeignete Herkunft identifiziert werden. Je besser diese Herkunft mit den hiesigen künftigen Bedingungen übereinstimmt, desto besser die Wachstumsaussichten in den kommenden Jahrzehnten. Sehr ähnlich verhält es sich mit der verwandten Atlaszeder, bei der man tendenziell - je nach Quelle - sogar schon einen Schritt weiter ist. In einigen Praxisanbauversuchen werden zudem Atlaszeder und Libanonzeder in Kombination ertestet und auf mitteleuropäische Eignung erprobt. Seit langer Zeit wird die Libanonzeder im D-A-CH-Raum bereits als Zierbaum in Parks und Gärten gepflanzt. Die größte und älteste Libanonzeder Deutschlands (gepflanzt ca. 1820) besitzt einen Stammumfang von 6,52 m (Stand 2021) und steht im Schlosspark Bad Homburg von Bad Homburg vor der Höhe. Ganz in unserer Nähe, im Botanischen Garten in Bayreuth, stehen 66 Individuen von Cedrus libani subsp. stenocoma.

 

Warum ist die Libanonzeder als Gastbaumart interessant? Weil sie trockenheits- und hitzetolerant ist, was mit Blick auf ihr natürliches Verbreitungsgebiet vor allem im Mittelmeerraum nicht verwundert. Hinzu kommt, dass sie vergleichsweise geringe Anforderungen hinsichtlich dem Boden stellt. Wichtig ist zudem, dass sie als nicht invasiv gilt, also keine ausgeprägte Neigung hat, heimische Arten zu verdrängen. All dies wird in den Praxisanbauversuchen erprobt. Große Hoffnungen auf Integration als Gastbaumart in die zukünftige Forstwirtschaft besteht vor allem für den süddeutschen Raum. Erwähnt sei beispielsweise der Oberrheingraben und seine Randzonen zu den Gebirgen, die als wärmste Region Deutschlands gelten (wärmste Sommer und nach dem Niederrhein die zweitmildesten Winter bei geringen bis mäßigen Niederschlägen). Des Weiteren sorgen ihr gerader Wuchs und ihre physikalischen Eigenschaften dafür, dass die Libanonzeder als mögliche Alternative zur Fichte als Bau- und Konstruktionsholz gesehen wird. Das schöne, dauerhafte und leicht zu bearbeitende Holz ist ein sehr gefragtes Bau-, Tischler- und Möbelholz und eignet sich auch zur Zellstoffherstellung sehr gut. Das aus dem Kernholz gewonnene ätherische Öl wird als Zedernöl verkauft.

 

Welchen Standort bevorzugt die Libanonzeder? Die Libanonzeder wächst vor allem im Mittelmeerraum. Zu ihrem natürlich Verbreitungsgebiet zählen die Höhenlagen des Dschebel Aansariye in Syrien, die Mittelmeerküsten Süd- und Südwestanatoliens sowie der Libanon. Erwähnenswert ist hierbei, dass sie die Flagge Libanons ziert. Ein weiteres - isoliertes - Vorkommen existiert außerdem in der nördlichen Türkei in der Nähe des Schwarzen Meeres. Obwohl die Libanonzeder grundsätzlich äußerst dürreresistent ist, bevorzugt sie dennoch Standorte mit Niederschlagsmengen zwischen 590 und 1300 mm pro Jahr. Man findet sie in Höhenlagen von 600 bis 2.100 m. ü. NN - insbesondere auf kalkhaltigen Böden. Cedrus libani bildet eine Pfahlwurzel aus und ist ein in jungen Jahren eher langsam wachsender Baum. Libanonzedern mögen keine schattigen Standorte, ihr Lichtbedürfnis ist mit dem der Schwarzkiefer vergleichbar (Lichtbaumart).

 

Während die Rinde der Jungbäume glatt und graugrün gefärbt ist, ist die Borke der Altbäume längsrissig und grau bis dunkelgrau gefärbt. Bemerkenswert ist, dass sie sehr dick werden kann. Die 1,5 bis 3,5 cm langen, etwa 1 mm dicken Nadeln wachsen an den Langtrieben einzeln, an den Kurztrieben in Büscheln von 10 bis 15 Nadeln. Die Nadeln verbleiben zwischen drei und sechs Jahren am Baum. Das gelblich- bis rötlichbraune Kernholz hebt sich farblich sehr deutlich von dem relativ breiten, blassgelben bis blassroten Splintholz ab. Frisch geschnittenes Kernholz duftet sehr aromatisch. Das Raumgewicht bei luftgetrocknetem Holz mit einer Holzfeuchte von 15 % liegt bei circa 0,565 g/cm³.

 

Parasitierende Pilze und Bakterien stellen für die Libanon-Zeder für gewöhnlich keine große Gefahr dar. Einzig auf verdichteten oder anmoorigen Böden droht Hallimaschbefall (auf diesen Böden sollte die Libanonzeder aber ohnehin nicht gepflanzt werden). Als relevante Schädlinge sind eher das Eichhörnchen sowie diverse Insekten (z.B. die Raupen des Schmetterlings Acleris undulana, der Kleine Kiefernborkenkäfer, der Prachtkäfer, der Bockkäfer oder die Erzwespen) zu nennen. Ausgeprägte Spätfröste im Frühjahr stellen ebenfalls eine gewisse Gefahr dar, die Libanonzeder ist aber an sich winterhart. Gegen Waldbrände ist sie recht gut geschützt, da die meist dicht verklebte Bodenstreu der Zedernwälder nur kleine Schwelbrände zulässt.

 

Für die Libanonzeder gibt bzw. gab es diverse weitere deutschsprachigen Trivialnamen: Ceder, Cederboum (mittelhochdeutsch), Cziddernbom (mittelniederdeutsch), Czidernbom (mittelniederdeutsch), unfulet Holz (althochdeutsch), ungefulith Holz (althochdeutsch), Koderpawm (althochdeutsch), Zederboum (mittelhochdeutsch), Zederapfel (mittelhochdeutsch), Zedern (mittelhochdeutsch), Ziddern (mittelhochdeutsch), Zidern (mittelhochdeutsch), Zitterbom (mittelniederdeutsch) und Zedrangel (mittelhochdeutsch). Neben der Libanon-Zeder (Cedrus libani) und der bereits erwähnten Atlas-Zeder (Cedrus atlantica) gibt es eine dritte Zedernart: Die Himalaya-Zeder (Cedrus deodara). Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten ist diese allerdings nicht im Mittelmeerraum beheimatet sondern in verschiedenen Teilen des Himalaya: im Hindukusch Ostafghanistans, in Pakistan und im nordwestlichen Indien (Gharval-Himalaya). Alle drei Arten sind miteinander verwandt, besonders ähnlich sind sich Atlaszeder und Libanonzeder. Aber zurück zur Libanonzeder: Es werden zwei Varietäten unterschieden - nämlich Cedrus libani var. libani und Cedrus libani var. brevifolia. Cedrus libani var. libani kommt von der Türkei bis zum Libanon vor. Cedrus libani var. brevifolia wird auch als Zypern-Zeder oder als Cedrus brevifolia bezeichnet und kommt nur in zwei kleinen Teilarealen auf der Insel Zypern vor. Wir sind gespannt, welche Rolle sie künftig in Mitteleuropa spielen wird.

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