Abies grandis (Riesentanne / Küstentanne) – eine willkommene Gastbaumart

Liebe Leserinnen und Leser, heute möchten wir Ihnen Abies grandis näher vorstellen. Im deutschen Sprachgebrauch ist in der Regel von der Riesentanne oder der Küstentanne die Rede - teilweise zudem von der Großen Küstentanne. Sie gehört zu den Kieferngewächsen und zählt zu den in Mitteleuropa willkommenen Gastbaumarten da sie ein geringes Invasionspotenzial besitzt (also nicht dazu neigt, heimische Baumarten zu verdrängen, sondern sich gut mit ihnen mischen lässt), eine relativ hohe Produktivität aufweist und auf verschiedenen Standorten gedeiht. Besonders mit Trockenheit und Dürre kommt sie besser klar als viele heimische Nadelbaumarten. Auf diese Themen möchten wir später im Detail eingehen.

 

Zunächst aber möchten wir die Frage beantworten, woher die Küstentanne stammt. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt im Westen Nordamerikas. Es erstreckt sich entlang der Pazifikküste von Vancouver Island und British Columbia über Washington, Idaho, Oregon und Montana bis ins nördliche Kalifornien in Höhenlagen zwischen Meeresniveau und etwa 2.200 Höhenmetern. Dort trifft man sie häufig gemeinsam mit der Douglasie, der Sitka-Fichte, der Westamerikanischen Hemlocktanne sowie der Westamerikanischen Lärche an.  In Mitteleuropa empfiehlt sich die Mischung mit Douglasien, Rotfichten und Rotbuchen. Auf schwächeren, trockeneren Standorten macht zudem die Mischung mit Roteichen und Winterlinden Sinn. Die ersten Anbauversuche in Mitteleuropa gab es bereits 1833. Die aktuell größten deutschen Anbauflächen sind in Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein sowie in Niedersachsen. Sie gelten als sehr erfolgreich. Im Schlossgarten Friedelhausen in Hessen steht eine fast 60 m hohe Riesentanne. In den USA gibt es Riesentannen die höher als 80 m sind und Stammdurchmesser von mehr als 220 cm haben. Mit maximalen Wuchshöhen von 80 m bis 90 m belegt die Riesentanne Platz 1 unter den Tannen. Sie gehört zur Familie der Kieferngewächse (Pinaceae).

 

Was ist hinsichtlich des Standortes zu beachten? Die Küstentanne / Riesentanne ist eine Halbschattenbaumart - sie möchte also weder zu viel noch zu wenig Licht abbekommen. Bezüglich ihres Nährstoff- und Wasserbedarf toleriert sie eine breite Standortpalette, wobei sie mit Trockenperioden gut zurecht kommt. Ideal sind frische bis mäßig frische Standorte. Die Nährstoffansprüche sind relativ gering. Auf ärmeren, trockeneren Sandböden sowie auf wechselfeuchten beziehungsweise verdichteten Böden zeigt sie bessere Wuchsleistungen als die Douglasie. Auf wechselfeuchten Standorten besitzt sie ein gewisses Windwurfrisiko, ansonsten gilt sie als recht sturmfest. Die Küstentanne ist frosthart, in Deutschland wächst sie unter anderem gerne entlang von Flüssen. Nicht angebaut werden sollte sie hingegen auf strengen Tonen. Ihre Nadelstreu ist gut zersetzbar, sie bildet gute Humusformen und gilt als bodenpfleglich. Nach derzeitigem Wissensstand geht von ihr keine Gefahr für unsere heimischen Ökosysteme aus, da sie ein eher geringes Reproduktions- und Ausbreitungspotenzial sowie ein moderates Konkurrenzverhalten besitzt. Die Fähigkeit zum Stockausschlag oder Wurzelbrut ist nicht gegeben. Andersrum sollte sie vor Verbiss und Fegen geschützt werden. Teilweise wird sie von Pilzen (z.B. Hallimasch, Wurzelschwamm) und Insekten (z.B. Borkenkäfer, Großer Brauner Rüsselkäfer, Tannenstammlaus) befallen. Wie kommt die Riesentanne im Winter zurecht? Sehr gut, ihre Frosthärte liegt bei ungefähr –20°C.

 

Sie ist ein immergrüner Laubbaum dessen Blütezeit von April bis Mai liegt und bis etwa 300 Jahre alt wird. Die Sämlinge der Küstentanne bilden rasch eine tiefe Pfahlwurzel aus. Besonders erwähnenswert ist, dass sie (unter für sie guten Bedingungen, siehe oben) relativ raschwüchsig ist – besonders in jungen Jahren. Sie übertrifft dabei die Douglasie. Innerhalb von 50 Jahren kann sie Wuchshöhen von 40 m und Durchmesser von 50 cm erreichen. Aufgrund ihrer Schmalkronigkeit lässt sie Nachbarbäumen ausreichend Platz und Licht. Ihr Holz ist sehr hell, verhältnismäßig weich (ähnlich Rotfichte), harzfrei und ohne ausgeprägte Kernfärbung. Allerdings ist es nicht sonderlich beständig gegen Witterungseinflüsse, Pilz- und Insektenbefall. Damit ähnelt es dem Holz der heimischen Weißtanne. Küstentannen eignen sich gut zur Christbaumproduktion (ihre Nadeln duften zerrieben weihnachtlich aromatisch nach Orangen). Davon abgesehen wird ihr Holz für Kisten, Verpackungen, schichtverleimte Träger, Möbelbau, Konstruktionsholz im Innenausbau und als Industrieholz (Holzschliff- Zelluloseproduktion, Faser- Spanplattenholz) verwendet. Und natürlich ist es auch als Thermoholz geeignet. Unterm Strich lässt sich somit festhalten, dass die Riesentanne / Küstentanne ein in Mitteleuropa willkommene Baumart ist und zukünftig sicherlich verstärkt empfohlen und gepflanzt wird.

 

Quellen:

  • https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/grosse-kuestentanne
  • https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/nadelbaeume/kuestentanne
  • Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF Wissen 66): „Verwendungsmöglichkeiten für Küstentannen-Schnittholz“ (2011)
  • Lüdemann, G.: „Die Küstentanne in den norddeutschen Bundesländern“, Forst und Holz 62 (2007)
  • Trauboth, V.: „Anbauten der Großen Küstentanne in Thüringen“ (2005)

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