Welche Insekten gehören zu den relevantesten Schädlingen in deutschen Wäldern? Und was kann gegen sie unternommen werden?

Wälder sind nicht nur durch sauren Regen, Windbruch und lange Trockenperioden bedroht. Sie sind auch durch verschiedene Arten von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen in Gefahr. Und manchmal auch durch den Menschen. Bei den Pilzen ist es beispielsweise der Fichtenkrebs (Heterobasidion annosum) der vor allem die Rotfichte (Picea abies), aber auch andere Nadelbäume attackiert. Der Kiefernnadelblasenrost (Cronartium flaccidum) ist ein Pilz der vorwiegend die Waldkiefer (Pinus sylvestris) befällt und dabei gelbe Blasen auf den Nadeln, die schließlich abfallen, verursacht.

 

Aus der Klasse der Vögel sind es unter anderem die Spechte (Picidae), welche Bäumen Schäden zufügen, indem sie ihre starken, geraden und kantigen Meißelschnäbel (mit erheblichem Kraftaufwand und erheblicher Ausdauer) gegen Baumstämme klopfen und dabei das Holz zerspanen. Erwähnenswert ist zudem der Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra), der sich von den Samen der Fichte (Picea abies) ernährt, was deren Vermehrung logischerweise beeinträchtigt. In diesem Blogartikel wollen wir uns aber nicht mit Pilzen, Vögeln, Mäusen und Wild im Detail beschäftigen, sondern mit den eher kleinen Schädlingen (auf deren Größe bezogen, nicht auf den immensen Schaden, den sie teilweise anrichten), den Insekten.

  • Buchdrucker (Ips typographus): Dieser Borkenkäfer ist ein prominenter Hauptfeind der Fichte (Picea abies) in Mitteleuropa. Die Käfer haben einen 4,2 bis 5,5 mm langen, walzenförmigen, dunkelbraunen, lang gelblich bis bräunlich behaarten, hinten leicht verbreiterten Körper. Der Buchdrucker gräbt Gänge in die Rinde, in denen er seine Eier ablegt. Die daraus schlüpfenden Larven ernähren sich von der Rinde und dem Holz, was zum Absterben des Baumes führen kann. Zur Bekämpfung können befallene Bäume entfernt und Fallen (beispielsweise „Fangbäume“ oder chemische  Lockstofffallen) aufgestellt werden. Zudem kann die Ansiedlung von natürlichen Feinden wie bestimmten Vogelarten gefördert werden. Ab und an befällt er zudem die Europäische Lärche (Larix decidua), die Gewöhnliche Douglasie (Pseudotsuga menziesii), die Strobe / Weymouth-Kiefer (Pinus strobus), die Schwarzkiefer (Pinus nigra) sowie die Weißtanne (Abies alba). Ausgangspunkt für eine Massenvermehrung des Buchdruckers sind typischerweise trockene, heiße und windstille Wetterbedingungen.
  • Kupferstecher (Pityogenes chalcographus): Dieser Borkenkäfer bevorzugt ebenfalls die Fichte (Picea abies), befällt aber auch die Kiefer (Pinus sylvestris) und gelegentlich ebenfalls die Douglasie (Pseudotsuge menziesii). Die Tiere werden 1,6 bis 2,9 mm lang und haben einen braunschwarzen, zylinderförmigen Körper. Frisch geschlüpfte Tiere sind hell gefärbt. Der Kupferstecher legt seine Eier in der Rinde ab, und die Larven fressen sich durch das Holz, was den Baum schwächt und letztendlich zum Tod führen kann. Er befällt bevorzugt junge Bäume, die durch Wind oder Schnee geschädigt sind. Zur Bekämpfung müssen diese befallenen Bäume möglichst schnell entfernt werden (bevor sich die Schädlingspopulation weiter ausbreitet).
  • Kiefernspinner (Dendrolimus pini): Die Raupen dieses Schmetterlings ernähren sich von den Nadeln der Kiefer (Pinus sylvestris), was das Wachstum des Baumes hemmt und im schlimmsten Fall zum Absterben des Baumes führen kann. Der asugewachsene Schmetterling erreicht Flügelspannweite von 50 bis 80 mm. Sie leben in Kiefernwäldern, wobei sie Wälder mit sandigen Böden und Kontinentalklima bevorzugen. Zur Bekämpfung können Insektizide eingesetzt und natürliche Feinde wie Vögel und andere Insekten gefördert werden. Allerdings hat die Bedrohung durch den Kiefernspinner in den letzten Jahren in Deutschland eher abgenommen.
  • Schwammspinner (Lymantria dispar): Dieser Schmetterling (Nachtfalter) befällt vor allem Eichen (Quercus robur) und Hainbuchen (Carpinus betulus), aber auch andere Laubbäume (inbesondere auch Obstbäume). Die sehr feinen Brennhaare der Raupe des Schwammspinner können beim Menschen schwere allergische Reaktion auslösen, wenn sie mit den Schleimhäuten in Berührung kommen. Wenige Tage nach dem Schlüpfen beginnen die Raupen in die Baumkronen zu wandern, wo sie zunächst Löcher in junge Blätter fressen. Mit zunehmendem Alter und Größe fressen sie die Blätter fast vollständig kahl. Die meisten geschädigten Bäume ergrünen wieder, wenn die Raupen Ende Juni ihren Fraß einstellen. Vor allem Eichen sterben jedoch vereinzelt ab. Sind Eichenbestände durch andere Krankheiten, Schädlinge oder Trockenheit geschwächt, kann es auch zum Totalverlust des Bestands kommen. Die Bekämpfung erfolgt meist mit chemischen Mitteln oder durch biologisch genutzte Fressfeinde wie Brackwespen und Raupenfliegen.
  • Fichtenborkenkäfer (Polygraphus poligraphus): Dieser Borkenkäfer gehört zu den Rüsselkäfern, wird 2,2 bis 3 mm lang, hat einen braunen Körper und befällt vorwiegend die Fichte (Picea abies). Er legt seine Eier in der Rinde ab, und die Larven fressen sich durch das Holz. Es gibt meist eine Schädlingsgeneration im Jahr, die Flugzeit liegt im Mai / Juni, gelegentlich aber auch erst im Juli / August. In Fichtenbeständen auf ungeeigneten Standorten und außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes der Fichte sowie auf Muschelkalkböden treten Schäden teilweise häufiger und stärker auf als durch Buchdrucker (Ips typographus) und Kupferstecher (Pityogenes chalcographus). Zur Bekämpfung können befallene Bäume entfernt und Fallen aufgestellt werden.
  • Tannenborkenkäfer (Pityokteines curvidens): Dieser Borkenkäfer befällt vor allem die Weißtanne (Abies alba), manchmal aber auch die Nordmanntanne (Abies nordmanniana) sowie andere Tannenarten. Selten zudem die Libanon-Zeder (Cedrus libani) sowie die Europäische Lärche (Larix decidua). Er legt seine Eier in der Rinde ab, und die Larven fressen sich durch das Holz. Tannenborkenkäfer werden bis zu 3,2 mm lang und ihre Körper sind zylindrisch geformt, glänzend braun gefärbt und dicht mit Haaren bedeckt. Gefällte und kranke Bäume sollten schnellstmöglich aus dem Wald entfernt werden, damit dem Käfer nicht genügend Brutstätten zur Verfügung stehen. Bäume, die nicht genutzt oder entfernt werden können, sollten zeitnah entrindet werden, ehe die Larven ins Holz vorgedrungen sind.
  • Buchenborkenkäfer (Taphrorychus bicolor): Dieser Borkenkäfer befällt vorwiegend die Rotbuche (Fagus sylvatica), ab und an zudem die Deutsche Eiche / Stieleiche (Quercus robur). Er wird bis zu 2,5 mm groß und hat einen braunen bis schwarzen, lackglänzenden Körper. Er legt seine Eier in der Rinde ab, und die Larven fressen sich durch das Holz. Gefährdet sind vor allem geschwächte Bäume die unter Trockenheiststress stehen. Zur Bekämpfung können befallene Bäume entfernt und Fallen aufgestellt werden.
  • Lärchenwickler (Zeiraphera griseana): Die Raupen dieses Schmetterlings ernähren sich von den Nadeln der Lärche (Larix decidua) und der Zirbelkiefer (Pinus cembra), was das Wachstum des Baumes hemmt und im schlimmsten Fall zum Absterben des Baumes führen kann. Ab und an wird zudem die Waldkiefer (Pinus sylvestris) attackiert. Zur Bekämpfung können Insektizide eingesetzt und natürliche Feinde wie Vögel und Insekten gefördert werden.
  • Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea): Die Raupen dieses Schmetterlings ernähren sich von den Blättern der Eiche (Quercus robur), was das Wachstum des Baumes hemmt und im schlimmsten Fall zum Absterben des Baumes führen kann. Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 25 bis 32 mm (Männchen) beziehungsweise 30 bis 36 mm (Weibchen). Ihre Brennhaare können gesundheitliche Probleme bei Menschen (allergische Hautreaktionen Raupendermatitis / Erucismus) und Tieren verursachen. Zur Bekämpfung können Insektizide eingesetzt und die Nester entfernt werden. Natürliche Feinde des Eichen-Prozessionsspinners sind Fledermäuse, die die Falter fressen aber auch einige Vogelarten (zum Beispiel der Kuckuck oder die Blaumeise) und bestimmte Insektenarten (beispielsweise der Puppenräuber).
  • Großer Frostspanner (Operophtera brumata): Dieser Schmetterling (Flügelspannweite bis 46 mm) befällt eine Vielzahl von Laubbäumen, darunter die Eiche (Quercus robur), die Birke (Betula pendula), die Rotbuche (Fagus sylvatica) sowie Linden, Ulmen und die Hainbuche. Die Raupen fressen im Frühjahr die Blätter der Bäume, was zu Wachstumsverlusten führen kann. Zur Bekämpfung können Insektizide eingesetzt und natürliche Feinde wie Vögel und Insekten gefördert werden. Zudem können Leimringe um den Stamm der Bäume angebracht werden, um die aufsteigenden weiblichen Tiere abzufangen.
  • Kleiner Frostspanner (Operophtera brumata): Diese Schmetterlinge haben eine Flügelspannweite von bis 25 mm, die Falter schlüpfen im Herbst, oft erst nach dem ersten Frost, aus den Puppen. Als Wirtsarten dienen zahlreiche Laubhölzer wie die Eiche, Buche, Hainbuche, Ahorn sowie Obstbäume. Zum Schutz von Obstbäumen können um die Stämme mit Klebstoff bestrichene Manschetten, sogenannte Leimringe, angelegt werden, an denen die Weibchen hängen bleiben. Der Leimring muss dann rechtzeitig vor dem Raupenschlupf entfernt und verbrannt werden. Möglich ist zudem eine chemische Bekämpfung.

Und wie groß ist der jährliche Schaden? Im Jahr 2022 fielen alleine in Deutschland mehr als 25.000.000 fm (Festmeter) insektenbedingtem Schädlingsbefall zum Opfer (nur Nadelholz, Laubholz ist hier gar nicht mit eingerechnet). Es sei angemerkt, dass häufig verschiedene Faktoren zusammen spielen und dadurch große Schäden ermöglichen. Trockenheit und Dürre öffnen vielen tierischen Schädlingen Tür und Tor. Zu beachten ist außerdem, dass die effektivsten Gegenmaßnahmen oft eine Kombination aus verschiedenen Methoden sind und dass die spezifischen Bedingungen und der Zustand des Waldes berücksichtigt werden müssen. Es ist auch wichtig, die Hilfe von Fachleuten in Anspruch zu nehmen, um sicherzustellen, dass die richtigen Maßnahmen ergriffen werden. Ganz grundsätzlich rät Cermeter von "Monokulturen" ab und empfiehlt stattdessen auf einen gesunden Mischwald zu setzen. Dieser kann, je nach Zielsetzung, eher Richtung Wirtschaftswald oder Richtung naturnahmen Wald angelegt werden und sollte auch die ein oder andere seltene Baumart beherbergen aus Gründen der Artenvielfalt (Selbstregulierung des Ökosystems / natürliche Fressfeinde).

 

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